51. Greetsieler Woche vom 16.-23.7.23

In der Grundschule Greetsiel – die wohl leider bald aufgegeben werden soll – stellen 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Arbeiten aus. Sie können in den ihnen zugewiesenen Klassenräumen und auch im grünen Innenhof unkuratiert hängen und aufbauen. In den Fluren hängen und stehen Schülerarbeiten zum Thema „Elemente“. Das betont natürlich den Charakter dieses Schulgebäudes und tut der Ausstellung nicht gut. Ich denke dabei auch gerne zurück an das letzte Sommerfest der Kunstschule Norden, wo die Fülle der Kreativität von Kindern und Jugendlichen zu bestaunen war und anscheinend im Kunstunterricht einer Grundschule nicht geweckt wird.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Raum, in dem ich mich mit fantastischer Unterstützung von U.Sch. ausbreiten konnte. Weil ein Wandschrank unbedingt verdeckt werden mußte, hat endlich einmal der „Alter Brief an K.R.“ – 180×150 cm auf Packpapier – einen Platz gefunden. Der gab Anlaß für viele Gespräche.

Alter Brief an K.R., 1995 – er hat die Zeiten überstanden, weil ich ihn falten konnte.

Während der Vorbereitung auf die Ausstellung sah ich meine Zeichenschränke durch und fand einige alte Plakate, die ich auf einen Schrank klebte; aber ich fand auch ein Blatt, das ich 1989 beim Wettbewerb „Plakat für die Greetsieler Woche“ gemalt hatte und – wenn ich mich richtig erinnere – auf den 1. Platz kam. Aber es wurde nie verwendet, vielleicht ganz gut aus meiner heutigen Sicht.

A.M. mußte stundenlang Modell sitzen, natürlich nicht im dargestellten Rapsfeld. Aber so stellt man sich die Ansicht auf Greetsiel im Mai eben vor.

Diese Arbeit ist 2020 entstanden als Beitrag zur Ausstellung der Gedok NiedersachsenHannover „Kopfschmuck“. Leider ist auf dem Foto nicht der darunterstehende Kopf zu sehen…..

Dieses Foto hat gestern Erika gemacht, netterweise mit allen Angaben dazu auf dem Stuhl. Ja, der Stuhl ist wieder mit dabei!

Fragil – Kulturwoche in der Johanna-Mühle

Die Ausstellung auf den drei Ebenen der Mühle war nicht einfach zu installieren, weil der Achtkant eine Herausforderung ist. Trotz der vielen Treppenstufen fanden Besucher meine Installation und sie waren erleichtert, sich auf einen der dort stehenden Unoblock-Stühle setzen zu können. Diese tauchten in meinem großen Bild „Nicht dazu gehören“ wieder auf. Diese Stühle standen zufällig da, ich habe sie mit Begeisterung dort stehen lassen. Es war überhaupt eine große Freude, Gegenstände, die es bereits in der Mühle gab oder auch einfach dort hingehören, mit in die Installation einzubeziehen.

Der Vortrag von Prof. Dr. Eric Mührel „Im Blick des Angelus Novus, Glanz und Schatten fragiler Wirklichkeiten“, lud ein zu einem Gedankenspaziergang.

Das Konzert mit dem Jazz-Quartett SoundAlley war ein Vergnügen und passte hervorragend zum guten Wetter und der guten Stimmung.

FRAGIL

Am Samstag, 17.6.23 beginnt die Ausstellung in dieser sehr großen Mühle in Emden. Es gibt dort mehrere Ebenen, die natürlich nach oben durch den baulichen Achtkant immer kleiner werden. Die Räume sind geprägt durch das viele Holz und die Gegebenheiten, die auf ihre frühere Verwendung hinweisen. Es sind also keine üblichen Ausstellungsräume, sondern die Situation erfordert von den Ausstellenden viel Phantasie und körperliche wie auch geistige Beweglichkeit. Die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen stammen aus dem hiesigen Raum und sind fast alle im Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Ostfriesland oder Bremen organisiert.

Der Titel der Ausstellung nimmt Bezug auf die Zerbrechlichkeit unserer Lebenssituation.

Robel Temesgen in der Kunsthalle Lingen „Faces of Stories“

Robel Temesgen (*1987 in Äthiopien) ist Träger des 25. Lingener Kunstpreises.

Eye of Adbar 2
Detail

An einem der letzten Tage der Ausstellungsdauer besuche ich die Kunsthalle Lingen und werde von den im großen Raum hängenden Bildern magisch angezogen. Sie sind auf schwerem breiten Rollenpapier gemalt, teilweise als Einheit nebeneinander gehängt, in einer Länge zwischen 2 und drei Metern. Diese Art der Präsentation vermittelt mir den Eindruck des Vorläufigen oder Leichtem oder besser gesagt: „man könnte sie einfach zusammenrollen und weiterziehen und an einem anderen sich anbietenden Ort wieder ausrollen und hängen“.

Eye of Adbar 3
Detail

Die Arbeiten sind Angebote, die mich faszinieren und denen ich mich gerne nähere. Ich freue mich über kluge Aufteilung der Bildfläche, die differenziert eingesetzte Farbe und Farbigkeit, den Wechsel von Kleinteiligkeit und Fläche, wichtige Linien, um eine Form zu betonen. Überrascht bin ich von der Bronze oder auch vom Silber und vom glänzendem Schwarz. Die organischen Formen beinhalten Muster aus der Natur und sind teilweise formatfüllend bzw. auf dem Bildträger freigestellt gemalt.

Jebena

In einem Nebenraum der Kunsthalle sehe ich eine Bodeninstallation. Die hellrote Fußbodenfläche ist mit Sand von den Wänden abgegrenzt und wird dadurch zu einem Teppich, auf dem eine große Menge an Gefäßen steht. Sie erinnern an die äthiopische Kaffeekultur, stellen sich aber selbst infrage, weil sie zu viele Öffnungen haben.

Etwas ratlos werde ich, wenn ich in den Publikationen Erklärungen lese, die Hintergründe zu den Arbeiten von Robel Temesgen liefern. Ich denke, die Bilder sprechen für sich und es freut mich sehr, sie gesehen zu haben.

Am Katzentisch, 10

Die kleine Fotoausstellung „Abseits ?“ über das Leben in den vergangenen Jahren auf dem Altendeich ist zu ende und abgehängt. Nun habe ich die Wände meines Ateliers wieder für mich, das tut gut. Es kamen an den Sonntagen viele Interessierte. Es wurden Erinnerungen ausgetauscht, Geschichten erzählt und ich habe viel Neues erfahren. Mir ging es vor allen Dingen um den Austausch und das „wieder-ins-Gedächtnis-Rufen“. Das was in der Gegenwart hier in der Siedlung passiert kann ich nicht ändern oder aufhalten. Natürlich betrifft die Situation auch mich selbst, denn ich wohne und arbeite hier. Es wird immer stiller, was ich eigentlich gerne mag. Aber diese Ruhe geht in Richtung Friedhofsruhe und die leerstehenden Häuser sind leere Hüllen von einem vergangenen Leben.

Ina Wagner hat unter https://www.kultur-in-emden.de/2022/12/27/das leben-rutscht-ab/ einen guten Bericht geschrieben.

Habibi

Konzert mit den Zollhausboys + 1 Girl am 21.1.2023 in der Stadt Norden. Die 6 Musiker kommen aus Bremen, bzw. aus Syrien, Berlin und Bolivien. Die Texte ihrer Lieder und Beiträge beschäftigen sich mit der Situation von Geflüchteten und den Schwierigkeiten, sich in Deutschland zurechtzufinden. Aber ist diese Umsetzung auf die Bühne überhaupt möglich?
Das Foto zeigt Ismaeel Foustok mit einer seiner vielen Gitarren und Ouds.

Oldenburg, 22.11.2022

Dieses preisgekrönte Plakat fand ich in der Ausstellung „Grands Boulevards – Plakatkunst des Jugendstils“ im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte im Oldenburger Schloss. Ich war die einzige Besucherin und fühlte mich ziemlich verloren in den oberen Etagen. Dort begegnete ich einem Angestellten, der anscheinend in den einzelnen Räumen die Beleuchtung für mich aktivierte. Auch das Prinzenpalais und das Augusteum, die zum Landesmuseum gehören, kamen mir ziemlich heruntergefahren vor. Aber die prächtigen Räume interessieren momentan niemanden mehr. Und als ich die einscheibigen Fenster sah, konnte ich mir vorstellen, in welchen Konflikten die Häuser feststecken. Vielleicht wäre es sinnvoll, diese Kulturdampfer stillzulegen, über neue Konzepte nachzudenken und viel Geld herbeischaffen, um sanieren zu können. Dann könnte man auch so lässig mit einem Ring am kleinen Finger der rechten Hand den guten Tabak genießen.

In Worpswede am 5.11.2022

Mit dem Regionalzug nach Bremen, umsteigen in den Bus 670, dort wo auch lebende Schlafsäcke liegen. Das ist ein seltsamer Gegensatz zu den Fahrgästen, die wegen der Kunst nach Worpswede fahren. Nach ca. 45 Minuten Fahrtzeit Ankunft in einer anderen Welt. In der Worpsweder Kunsthalle läuft die Ausstellung „Kunst für Alle“. Ich denke, damit sind die vielen Drucke von Heinrich Vogeler gemeint, die er im Laufe seines Lebens für verschiedene Auftraggeber gemacht hat (Plakate, Illustrationen, Bucheinbände, Ex Libris, Aufrufe etc.).

Heinrich Vogeler, Kaltnadelrad. (koloriert ?)

Diese kleine Radierung hat mich sehr angesprochen wegen ihrer Vielschichtigkeit. Ich habe versucht zu verstehen, warum der hagere alte Herr in den Untergrund stochert und auf was er dort trifft.

Eine Auswahl der fein eingebundenen Inselbücher

Dann weiter zur Galerie im Alten Rathaus: 8 Positionen Bremer Künstlerinnen zum Thema Material. Eine wunderbar kuratierte Ausstellung: sie läuft noch bis zum 27.11.2022.

U.S., die Aufsicht hatte, freut sich sehr, dass ich mich auf den Weg gemacht habe.

Dann weiter mit M. zur Großen Kunstschau: Sommerabend / Anbruch einer neuen Zeit?

Den Ort verlassen wir leicht enttäuscht, aber ausgeruht, weil wir unter der Deckeninstallation von Jost Wischnewski auf Feldbetten entspannen konnten. Natürlich haben wir auch vor dem großen Bild „Sommerabend (das Konzert)“ von Heinrich Vogeler gerätselt, wer von den dargestellten Personen wer ist. Dieses Bild ist so oft verwendet und fotografiert worden, dass irgendwie abgenutzt auf mich wirkte.

Focus V, 2022, Jost Wischnewski, Videoinstallation

Zum Schluss stolpere ich noch in die Galerie Cohrs-Zirus in die Herbstausstellung Landschaft und Figur, alte und neue Worpsweder Kunst. Ich werde sehr liebenswürdig empfangen und ich kann mir in aller Ruhe die vielen Schätze ansehen. Der Hauch vom alten Worpswede hängt in der Luft. Ein ExLibris von Heinrich Vogeler gefällt mir ausgesprochen gut und der nette Galerist zeigt mir im Werkverzeichnis die genauen Angaben dieser schönen kleinen Arbeit. Trotzdem übersteigt der Preis mein Budget.

Paula Modersohn-Becker, Alte Scheune im Abendlicht, ca. 1900

Mit diesem Bild im Kopf fahre ich nach Hause und denke dabei an die Bilder von Etel Adnan, vor einem Jahr in Paris gestorben.