Geschlossene Gesellschaft

Dieser Begriff wurde mir beim Betreten des Elisabeth-Anna-Palais in Oldenburg in den Weg gelegt. Es stimmte alles, die Öffnungszeiten hatte ich eingehalten und die Ausstellung hing noch. Aber dort waren Tische aufgebaut in Erwartung einer Weihnachtsfeier für die Angestellten. Ich sollte am nächsten Tag wiederkommen. Der Begriff „geschlossene Gesellschaft“ verfolgte mich noch den ganzen Tag. Auch das Gefühl, nicht erwünscht zu sein, war kränkend. Kunst wird eingesetzt, um leere Flächen zu füllen; und wenn die Umstände andere sind, wird Kunst zur Nebensache.

Es kann sein, daß diese Abbildung in keinem Zusammenhang zu obigem Text steht. Wahrscheinlich eher zum kommenden Jahr 2024, das sehr unübersichtlich sein wird. Oder: rette sich wer kann! Heute mittag habe ich Teile der Ansprache von Papst Franziskus gehört und war beeindruckt von der Klarheit seiner Gedanken und Worte. Besonders über das, was Franziskus zur Rolle der Rüstungsindustrie sagte.

Gestern nach Bremen

Mit dem Schienenersatzverkehr (die Züge standen noch nicht dort, wo sie eigentlich morgens stehen sollten, Streik) nach Emden. Ich war erstaunt, daß schon zwischen 7 und 8 Uhr der Körper in Erwartung der Bremer Weihnachtsmärkte und des Werder Bremen Fußballspiels vorgeglüht werden muß. Der Zug wurde unerträglich voll und als sich ein junger Mann mit Bierflasche neben mich setzen wollte, habe ich protestiert. Es war aber alkoholfreies Bier. Der Lärmpegel stieg, in Oldenburg schlug der Schaffner vor, daß doch bitte Einige den Zug verlassen sollten und in einen anderen etwas weniger besetzten steigen möchten, damit er weiter fahren kann, wollte ich das tun, das war aber nicht möglich, da ich nicht zur Türe kam, die von einem holländischen Kinderwagen verstellt war, in dem ein kleiner Hund saß. Anscheinend hatten es aber andere Mitreisende zur Türe geschafft, denn die Fahrt ging weiter. ———- In Bremen wälzten sich die Menschenmassen, da war viel Grünes dabei, Richtung Innenstadt. Im Projektraum für Kunst RAUMPRO in der Knochenhauerstraße wurde ich sehr freundlich empfangen und ich konnte mein Päckchen da lassen. Etwa 80 Künstlerinnen und Künstler des BBK Bremen und der GEDOK Bremen werden das große leerstehende Ladenlokal bespielen unter dem Motto KUNST AM BAUM. Ich bin gespannt. ————

Gleich gegenüber vom RAUMPRO liegt die Konditorei Stecker mit einem nickendem Weihnachtsmann im Schaufenster:

Mit leichterem Gepäck quer durch die Innenstadt zur Weser und zum Kunstmuseum Weserburg. Die Ausstellung „Von De Stijl bis Boekie Woekie“ Künstlerpublikationen aus den Niederlanden ist für mich willkommenes Augenfutter.

Auf dem Rückweg zum Bahnhof quäle ich mich durch die Menschenmenge, die sich inzwischen vor den vielen Essbuden und Verkaufsständen versammelt. Später begegne ich noch der grüne Schals und grüne Sitzkissen tragenden Kolonne, die zum Weserstadion zieht, gleichzeitig mit einem Aufmarsch der hochausgerüsteten Polizei die in dieselbe Richtung marschiert. Das Ganze untermalt von der Predigt einer christlichen Vereinigung, die sich ganz tapfer behauptet. Wo waren eigentlich die Augsburger Fans?

Während der Heimfahrt, die ohne Probleme verläuft, geht mir eine Menge durch den Kopf. Ich stelle mir die Frage, warum ich diese Ausflüge in die Normalität mache und weiß die Antwort: damit ich nicht vergesse, daß es sie gibt.