Eike Schmidt spielt dieses Stück mit seinem Körper, seiner Stimme, mit kleinen Darstellern, die eigentlich nur aus Kopf und wechselnden Stoffstücken bestehen, mit Geräuschkulissen, mit Wind und Nebelfetzen, mit Schatten und Licht, mit weiteren Projektionen (keine Ahnung wie das funktioniert), er zeichnet mit Wasser auf eine Leinwand und es entsteht plötzlich eine Deichzeichnung, er stellt auf Plattdeutsch das Stimmengewirr in einer Kneipe oder einer öffentlichen Sitzung nach, wobei er die Stichler und Hetzer und die Wegducker ganz genau herausgearbeitet hat. Zum Schluß wälzt sich das Meer als Folie über Mann und Maus.
Diese Vorführung hat mich begeistert und ich bewundere die künstlerische Umsetzung dieser Novelle , die nur mit hohem Einsatz aller, die für dieses Theater arbeiten, so grandios gelingen kann.
Mit dem Regionalzug nach Bremen, umsteigen in den Bus 670, dort wo auch lebende Schlafsäcke liegen. Das ist ein seltsamer Gegensatz zu den Fahrgästen, die wegen der Kunst nach Worpswede fahren. Nach ca. 45 Minuten Fahrtzeit Ankunft in einer anderen Welt. In der Worpsweder Kunsthalle läuft die Ausstellung „Kunst für Alle“. Ich denke, damit sind die vielen Drucke von Heinrich Vogeler gemeint, die er im Laufe seines Lebens für verschiedene Auftraggeber gemacht hat (Plakate, Illustrationen, Bucheinbände, Ex Libris, Aufrufe etc.).
Diese kleine Radierung hat mich sehr angesprochen wegen ihrer Vielschichtigkeit. Ich habe versucht zu verstehen, warum der hagere alte Herr in den Untergrund stochert und auf was er dort trifft.
Dann weiter zur Galerie im Alten Rathaus: 8 Positionen Bremer Künstlerinnen zum Thema Material. Eine wunderbar kuratierte Ausstellung: sie läuft noch bis zum 27.11.2022.
U.S., die Aufsicht hatte, freut sich sehr, dass ich mich auf den Weg gemacht habe.
Dann weiter mit M. zur Großen Kunstschau: Sommerabend / Anbruch einer neuen Zeit?
Den Ort verlassen wir leicht enttäuscht, aber ausgeruht, weil wir unter der Deckeninstallation von Jost Wischnewski auf Feldbetten entspannen konnten. Natürlich haben wir auch vor dem großen Bild „Sommerabend (das Konzert)“ von Heinrich Vogeler gerätselt, wer von den dargestellten Personen wer ist. Dieses Bild ist so oft verwendet und fotografiert worden, dass irgendwie abgenutzt auf mich wirkte.
Zum Schluss stolpere ich noch in die Galerie Cohrs-Zirus in die Herbstausstellung Landschaft und Figur, alte und neue Worpsweder Kunst. Ich werde sehr liebenswürdig empfangen und ich kann mir in aller Ruhe die vielen Schätze ansehen. Der Hauch vom alten Worpswede hängt in der Luft. Ein ExLibris von Heinrich Vogeler gefällt mir ausgesprochen gut und der nette Galerist zeigt mir im Werkverzeichnis die genauen Angaben dieser schönen kleinen Arbeit. Trotzdem übersteigt der Preis mein Budget.
Mit diesem Bild im Kopf fahre ich nach Hause und denke dabei an die Bilder von Etel Adnan, vor einem Jahr in Paris gestorben.
Bei der Ausschreibung zur Ausstellung „elementar – à la carte“ waren Künstlerinnen aus den Bereichen Angewandte Kunst / Art Design und Bildende Kunst angesprochen. Anliegen war, Künstlerinnen aufzufordern, mit dem kleinen Format zu experimentieren. Es konnten bis zu 3 Serien à 10 Karten, zu einem Thema, eingereicht werden. Ein Kartenset zusammengesetzt aus den einjurierten Karten kann im GalerieSalon erworben werden.
Ich hatte mir das Alphabet vorgenommen (natürlich mehr als 10 Karten), sowie die Zahlenreihe von 0 – 9 und die „Fingerübung“. Die Karten habe ich aus einem Aquarellkarton 600 Gramm ausgeschnitten. Dieser Karton ist sehr gut dafür geeignet. Das kleine Format 15×10,5cm hat seine eigenen Regeln und es hat eine Weile gedauert bis ich sie annähernd verinnerlicht hatte.
Zufällig liegt das X ganz oben auf dem Kartenhaufen als ich ihn fotografiere. Und da mich der Wahltrubel den ganzen Tag in den Bann zieht, kam mir der Gedanke, wie wichtig das X heute in einer Woche sein wird.
(Dieser Kartenhaufen besteht aus 30 Karten, die das Alphabet samt Umlauten und einer Schlußkarte – leider habe ich das von mir nicht geliebte Gendersternchen vergessen – darstellen).
Tom ist seit dem 12. Juni bei mir. Seine Fellmusterung fasziniert mich immer von Neuem. Ausgehend vom Rückenstreifen zieht sie sich absolut identisch über den ganzen Körper. Wenn er vor mir herläuft, – natürlich um mir zu zeigen, daß sein Fressnapf schon wieder leer ist, – kommt er mir vor wie ein Reptil. Nur wenn Tom mich ansieht, ist es mit der Symmetrie vorbei: Er hat nur noch ein Auge, das rechte. Ich hoffe, das trübt seinen Blick auf die politische Lage nicht. Ich wünsche mir jedenfalls eine lange harmonische Hausgemeinschaft mit ihm und weiter ungetrübte liebevolle Zuneigung. Das soll ja selten vorkommen….
nachdem ich mich mit der Wegwarte, dem Leberblümchen, der Kornblume, dem Borretsch und der Glockenblume eingehend beschäftigt habe, außerdem nochmal den Roman von Joseph von Eichendorff „Aus dem Leben eines Taugenichts“ mit großer Verwunderung gelesen habe (warum war ich als Jugendliche davon so fasziniert ?), ist es Zeit, mich davon zu lösen und von einer anderen Seite an das Thema heranzugehen……