„Stadtbild“ gucken

Bahnhof Emden, 8.11. kurz vor 9 Uhr, eine enorme Schlange vor der Bäckereitheke. Entdecke, dass im Zeitschriften- und Buchladen auch Kaffee verkauft wird.

Kunsthalle Recklinghausen, 8.11, 11.30 Uhr, werde sehr nett begrüßt mit der Mitteilung: pay what you want!

Laufe mit großer Neugierde durch die Ausstellung. Bin überrascht, so viel Offenheit und Unangepasstheit zu sehen. Viel Ausprobieren und Hinweise auf das Leben und die Arbeiten der unter 35jährigen (ich meine das war das Höchstalter bei den Bewerbungen um den Kunstpreis).

Die Preisträgerin Jeehye Song bekommt eine ganze Etage und überzeugt mich sehr.

Ausschnitt

…wieder draußen

zurück zum Bahnhof Recklinghausen, bei Crobag, Ungesundes gegessen und dabei einem kleinen Jungen mit seiner Mutter zugesehen, wie achtsam er mit seiner großen Schachtel – wahrscheinlich ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk – umging und es nicht aus den Augen ließ und dauernd versuchte, zum Abstellen einen noch sicheren Platz zu finden und immer wieder darüber nachdachte, wo oben und unten war, damit das Teil ja in der richtigen Richtung an der Wand lehnte.

Hauptbahnhof Bochum, 8.11.25, 15 Uhr, weil der Rucksack mir zu schwer war, ein Taxi zum Kunstbunker genommen. Der Taxifahrer konnte den deutlich gesprochenen Straßennamen nicht verstehen, rätselte eine Weile, erst als ich den Namen auf dem handy zeigte ging es los. Über das kleine Trinkgeld war er nicht begeistert.

Im Kunstbunker ist alles wunderbar zum Hängen vorbereitet, Claudia ist da und wir haben für die schwierigen Wände eine gute Lösung gefunden. – Mich an den Boulespielern vorbeigeschlichen, in der Hoffnung nicht von einer schweren Kugel getroffen zu werden. – Das Ibis ist jetzt B&B, die Zimmer sind dieselben, ich werde nicht mehr wie eine Alte Bekannte begrüßt, das Bett ist gut, ich schlafe wie ein Stein.

Hauptbahnhof Duisburg, 9.11.24, 10.30 Uhr, zu Fuß zum Museum Küppersmühle. Obwohl es noch nicht 11 Uhr ist, läßt man mich herein und ich bekomme den ermäßigten Künstler*innen-Eintritt.

Bis zum 25.01.2026 ist noch die Ausstellung „Susan Hefuna – passage“ zu sehen. Es war eine große Freude vor allen Dingen ihre Zeichnungen zu sehen.

Über Hamm Hauptbahnhof, dem schrecklichsten Bahnhof, den ich kenne, an zweimal Erbrochenem vorbei, in den Zug nach Münster mit einer Herrentruppe ohne Alkohol aber mit blöden Sprüchen und ihren schlafenden Begleiterinnen. Aufenthalt in Münster genutzt beim „guten Bäcker“ H.Krimphove und trotz der unfassbar abgerockten Sessel ein herrliches Stück Spinattarte gegessen.

Der Pendelzug nach Emden sehr voll, weil wegen Bauarbeiten zwischen Leer und Emden nur jeder zweite Zug fährt oder wesentlich langsamerer Schienenersatzverkehr. Konnte mir intensiv den Unterschied zwischen zwei gleichaltrigen Mädchen, evtl. 8 Jahre alt, ansehen, die eine aus der Ukraine und die andere schüchterne wahrscheinlich aus Syrien. Dann noch einem jungen Mann zuhören, wie er eine junge Frau anbaggerte. Putinversteher und auch schon beim Einsteigen durch seine agressive Art mir unangenehm aufgefallen. Kurz vor Emden wurden wir Fahrgäste noch auf eine harte Probe gestellt, der Zug fuhr durch die Baustellen im Schritttempo.

Schön wieder zuhause zu sein. Tom wollte Futter. Tatort: irgendwie passte er genau zu den Fahrten durchs Ruhrgebiet und seltsamerweise gut zur Ausstellung „Junger Westen“ in Recklinghausen. Der Generationenabstand und das Nichtverstehen nehmen zu.

Gestern in Wilhelmshaven

Kurz vor Ende der Ausstellung Nordwestkunst in der Kunsthalle Wilhelmshaven habe ich es geschafft, mir die Ausstellung anzusehen. Vor der Kunsthalle stand eine Leiter, auf dem Dach sah ich etwas das ein Mensch oder eine Puppe hätte sein können. Aha, eine Künstlerarbeit.

Nein, war es nicht, denn im Innenraum hörte ich den Dacharbeiter. Dafür waren die diversen Abspielgeräte wegen eines kürzlichen Stromausfalls noch leblos.

Begeistert hat mich eine große Arbeit von Isabell Schulte, part IX von 2021, Buntstift und Bleistift auf Papier. Für mich wie ein Wimmelbild das mich anzieht, aber mir nicht sagen kann, was ich da sehe.

Rahel Goetsch – Double Sided Dreams im Oldenburger Schloss

Rahel Goetsch hat den Förderpreis Malerei der Kulturstiftung Oldenburg gewonnen und einige ihrer Arbeiten sind im obersten Geschoss des Schlosses zu sehen. – Die Ausstellung hängt etwas abseits und ich fand auch niemanden, der mir beim Suchen half. Deshalb war ich hellauf begeistert, als ich endlich auf die Bilder stieß.

Rahel Goetsch, 31, aus Oldenburg, hat den 22. Förderpreis der Kulturstiftung Öffentliche Oldenburg gewonnen, bereits 2023 einen der Bundespreise für Studierende.

Mich haben ihre künstlerische Selbstständigkeit und ihr Erfindungsreichtum sehr beeindruckt.

Anne Imhof im Kunsthaus Bregenz „Wish You Were Gay“

Da ich 2017 im Oktober wegen eines Sturms meine Venedigreise absagen mußte, konnte ich die Performances von Anne Imhof im Deutschen Pavillon nicht sehen (sie bekam dafür den Goldenen Löwen). Deshalb war ich auf die Ausstellung in Bregenz sehr gespannt.

Der Zugang war für mich mühsam, obwohl ich einiges im Vorfeld gelesen hatte. Und ich war froh über das Motorrad, den still in der Gegend herumliegenden Helm und die auf Bänken liegenden Jacken. Auch daß ich auf einem der riesigen Bilder schemenhaft eine Figur entdeckte, die sich die Hand wie eine Pistole an die Schläfe hielt.

Die Inszenierungen auf den drei Etagen des Kunsthauses waren technisch unglaublich aufwändig und stellen sich durch das Ergebnis selbst infrage.

Gut ging es mir im Treppenhaus

und im Keller, als ich den Katalog von Anna Boghiguian „Period of Change“ von 2022, in den Händen hielt und darin blättern konnte (1946 in Kairo geboren) und auch Preisträgerin des Goldenen Löwen, ich denke für ihr Lebenswerk. Hier ihr Charakterkopf:

erfreuliche Nachricht

Screenshot

Diese mail hat mich sehr gefreut, ich habe nicht damit gerechnet. Von 451 Bewerbungen wurden 18 einjuriert.

Meine Publikation wird heißen: „was bleibt“. Es wird ein 72seitiger Katalog werden, in dem alle meine Projekte, Objekte, Installationen und Environments seit etwa 1980 enthalten sein werden. Das wird viel Zeit kosten, weil es teilweise noch analoge Fotografien sind, von denen ich die Negative heraussuchen muß.

Vielleicht verwende ich dieses Foto für den Titel. Es ist eine uralte Brosche meiner Großmutter, die samt dazugehörender Bluse, die natürlich vorher ein Kleid war, ca. 1944 mit im Fluchtgepäck war.

51. Greetsieler Woche vom 16.-23.7.23

In der Grundschule Greetsiel – die wohl leider bald aufgegeben werden soll – stellen 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Arbeiten aus. Sie können in den ihnen zugewiesenen Klassenräumen und auch im grünen Innenhof unkuratiert hängen und aufbauen. In den Fluren hängen und stehen Schülerarbeiten zum Thema „Elemente“. Das betont natürlich den Charakter dieses Schulgebäudes und tut der Ausstellung nicht gut. Ich denke dabei auch gerne zurück an das letzte Sommerfest der Kunstschule Norden, wo die Fülle der Kreativität von Kindern und Jugendlichen zu bestaunen war und anscheinend im Kunstunterricht einer Grundschule nicht geweckt wird.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Raum, in dem ich mich mit fantastischer Unterstützung von U.Sch. ausbreiten konnte. Weil ein Wandschrank unbedingt verdeckt werden mußte, hat endlich einmal der „Alter Brief an K.R.“ – 180×150 cm auf Packpapier – einen Platz gefunden. Der gab Anlaß für viele Gespräche.

Alter Brief an K.R., 1995 – er hat die Zeiten überstanden, weil ich ihn falten konnte.

Während der Vorbereitung auf die Ausstellung sah ich meine Zeichenschränke durch und fand einige alte Plakate, die ich auf einen Schrank klebte; aber ich fand auch ein Blatt, das ich 1989 beim Wettbewerb „Plakat für die Greetsieler Woche“ gemalt hatte und – wenn ich mich richtig erinnere – auf den 1. Platz kam. Aber es wurde nie verwendet, vielleicht ganz gut aus meiner heutigen Sicht.

A.M. mußte stundenlang Modell sitzen, natürlich nicht im dargestellten Rapsfeld. Aber so stellt man sich die Ansicht auf Greetsiel im Mai eben vor.

Diese Arbeit ist 2020 entstanden als Beitrag zur Ausstellung der Gedok NiedersachsenHannover „Kopfschmuck“. Leider ist auf dem Foto nicht der darunterstehende Kopf zu sehen…..

Dieses Foto hat gestern Erika gemacht, netterweise mit allen Angaben dazu auf dem Stuhl. Ja, der Stuhl ist wieder mit dabei!

Robel Temesgen in der Kunsthalle Lingen „Faces of Stories“

Robel Temesgen (*1987 in Äthiopien) ist Träger des 25. Lingener Kunstpreises.

Eye of Adbar 2
Detail

An einem der letzten Tage der Ausstellungsdauer besuche ich die Kunsthalle Lingen und werde von den im großen Raum hängenden Bildern magisch angezogen. Sie sind auf schwerem breiten Rollenpapier gemalt, teilweise als Einheit nebeneinander gehängt, in einer Länge zwischen 2 und drei Metern. Diese Art der Präsentation vermittelt mir den Eindruck des Vorläufigen oder Leichtem oder besser gesagt: „man könnte sie einfach zusammenrollen und weiterziehen und an einem anderen sich anbietenden Ort wieder ausrollen und hängen“.

Eye of Adbar 3
Detail

Die Arbeiten sind Angebote, die mich faszinieren und denen ich mich gerne nähere. Ich freue mich über kluge Aufteilung der Bildfläche, die differenziert eingesetzte Farbe und Farbigkeit, den Wechsel von Kleinteiligkeit und Fläche, wichtige Linien, um eine Form zu betonen. Überrascht bin ich von der Bronze oder auch vom Silber und vom glänzendem Schwarz. Die organischen Formen beinhalten Muster aus der Natur und sind teilweise formatfüllend bzw. auf dem Bildträger freigestellt gemalt.

Jebena

In einem Nebenraum der Kunsthalle sehe ich eine Bodeninstallation. Die hellrote Fußbodenfläche ist mit Sand von den Wänden abgegrenzt und wird dadurch zu einem Teppich, auf dem eine große Menge an Gefäßen steht. Sie erinnern an die äthiopische Kaffeekultur, stellen sich aber selbst infrage, weil sie zu viele Öffnungen haben.

Etwas ratlos werde ich, wenn ich in den Publikationen Erklärungen lese, die Hintergründe zu den Arbeiten von Robel Temesgen liefern. Ich denke, die Bilder sprechen für sich und es freut mich sehr, sie gesehen zu haben.

Nordwestkunst 2021 – ein Vergnügen

Die Künstlerin ist hocherfreut über die gute Hängung ihrer Bilder, die gute Ausleuchtung und die gute Nachbarschaft. Es war ein sehr vergnügter Nachmittag. Besonders faszinierend waren der hüpfende Deckel der Kaffeekanne, die Bodeninstallation mit den vielen unterschiedlich wollfarbenen Häkelarbeiten, dann die Fragen, wie die schwarzen Skizzenbücher von innen aussehen, waren die kleinen Scherenschnitte aus den echten Banknoten ausgeschnitten oder aus Kopien, war das Papier unter der großformatigen Ölmalerei erst mit Öl grundiert, wie waren die Farbverläufe einer kleinen Arbeit entstanden, wie ist der große Linolschnitt auf die Holzplatte gekommen. Einige Fragen konnten wir uns selbst beantworten.
Auf dem Weg zum Südstrand konnten wir die Außenarbeit „walking dialogue“ sehen. Da waren wohl schon verschieden große Mitmenschen tätig gewesen und hatten ihre Gehspuren auf der Wand hinterlassen.

Foto: Wan-Yen Hsieh (Ausschnitt)