Hier war ich richtig. Und ich kam in eine großartige Ausstellung mit Bildern, die ich schon teilweise 2009 in der Galerie Vidal-Saint Phalle in der Rue du Trésor in Paris gesehen habe. Besonders „Lilith“ ist mir in Erinnerung. Der kleine Galerie-Raum, in dem das recht große (210×185 cm) Bild hing, roch noch sehr nach dem verarbeiteten Wachs. Das war in Duisburg in den riesigen Räumen natürlich nicht der Fall.
Diesen kleinen fein gebundenen Katalog hatte ich mir mitgebracht. Er bezieht sich im Aussehen auf die Arbeitsweise von M. Assig.
Nach dieser Fülle an Eindrücken ist es mir fast nicht mehr möglich, noch mehr aufzunehmen. Trotzdem laufe ich noch durch das 1. und 2. Obergeschoss. Die Informel-Maler kommen mir auch etwas müde vor. Wach werde ich wieder bei Michael Schoenholtz, Bernard Schultze und Hann Trier.
Am Bahnhof Duisburg steht der Thalys zum Gare du Nord…..
Mit dem Regionalzug nach Bremen, umsteigen in den Bus 670, dort wo auch lebende Schlafsäcke liegen. Das ist ein seltsamer Gegensatz zu den Fahrgästen, die wegen der Kunst nach Worpswede fahren. Nach ca. 45 Minuten Fahrtzeit Ankunft in einer anderen Welt. In der Worpsweder Kunsthalle läuft die Ausstellung „Kunst für Alle“. Ich denke, damit sind die vielen Drucke von Heinrich Vogeler gemeint, die er im Laufe seines Lebens für verschiedene Auftraggeber gemacht hat (Plakate, Illustrationen, Bucheinbände, Ex Libris, Aufrufe etc.).
Diese kleine Radierung hat mich sehr angesprochen wegen ihrer Vielschichtigkeit. Ich habe versucht zu verstehen, warum der hagere alte Herr in den Untergrund stochert und auf was er dort trifft.
Dann weiter zur Galerie im Alten Rathaus: 8 Positionen Bremer Künstlerinnen zum Thema Material. Eine wunderbar kuratierte Ausstellung: sie läuft noch bis zum 27.11.2022.
U.S., die Aufsicht hatte, freut sich sehr, dass ich mich auf den Weg gemacht habe.
Dann weiter mit M. zur Großen Kunstschau: Sommerabend / Anbruch einer neuen Zeit?
Den Ort verlassen wir leicht enttäuscht, aber ausgeruht, weil wir unter der Deckeninstallation von Jost Wischnewski auf Feldbetten entspannen konnten. Natürlich haben wir auch vor dem großen Bild „Sommerabend (das Konzert)“ von Heinrich Vogeler gerätselt, wer von den dargestellten Personen wer ist. Dieses Bild ist so oft verwendet und fotografiert worden, dass irgendwie abgenutzt auf mich wirkte.
Zum Schluss stolpere ich noch in die Galerie Cohrs-Zirus in die Herbstausstellung Landschaft und Figur, alte und neue Worpsweder Kunst. Ich werde sehr liebenswürdig empfangen und ich kann mir in aller Ruhe die vielen Schätze ansehen. Der Hauch vom alten Worpswede hängt in der Luft. Ein ExLibris von Heinrich Vogeler gefällt mir ausgesprochen gut und der nette Galerist zeigt mir im Werkverzeichnis die genauen Angaben dieser schönen kleinen Arbeit. Trotzdem übersteigt der Preis mein Budget.
Mit diesem Bild im Kopf fahre ich nach Hause und denke dabei an die Bilder von Etel Adnan, vor einem Jahr in Paris gestorben.
insgesamt 32 Stunden Zugfahrten, Aufenthalt 3 Tage: 1. Tag in den Giardini und auf dem Lido, 2. Tag Arsenale, 3. Tag in der Punta della Dogana (Bruce Naumann), im Museo Grassi (Marlene Dumas), im Showroom Olivetti am Markusplatz (Lucio Fontana /Antony Gormley), in der Galleria dell’Accademia und zum Schluss noch im Palazzo Manfrin Anish Kapoor gesehen. Ich fühle mich ziemlich schwach aber voll mit herrlicher Kunst.
Noor Mertens, die geduldige neue Leiterin des Kunstmuseums Bochum, stellte an 8 Künstlerinnen und Künstler, die an der Ausstellung „Bochumer Künstlerinnen und Künstler 2021“ teilgenommen haben, Fragen nach der Arbeit und dem Leben. Meine Antworten kamen sehr spontan aus dem Bauch heraus. Hinterher fragte ich mich, was habe ich da nur erzählt? Druckreif war es sicher nicht. Und zum Frisör hätte ich vorher auch gehen sollen. Dazu kam noch der Bahnstreik, der uns auf die volle Autobahn zwang. —- Es war ein schönes lockeres Fest, mit der Möglichkeit draußen auf der Wiese in der Sonne zu sitzen und sich des Lebens zu freuen.
Diese 3 Bilder hatten im Kunstmuseum einen guten Platz und sind nun wieder bei mir, was uns alle freut.
Diese Ausstellung wurde 2019 unter den unsicheren Zeiten in den USA geplant, wegen Corona 2020 zweimal verschoben und dann schließlich abgesagt. Heute versammeln sich Menschen in Todesangst auf dem Flugplatz von Kabul, klammern sich an Flugzeuge als wären es Linienbusse.
Nun findet die Ausstellung mit dem Titel „Zeitenwende?“ in einer Bank statt, mitten auf dem platten Land. Wir werden sicher niemanden erreichen, der sich von unseren künstlerischen Äußerungen wachrütteln läßt.
Mich treibt wirklich die Frage um, macht das alles noch Sinn?